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Von Kapstadt nach Zanzibar, oder was passiert wenn man seinen Urlaub nicht plant


Also, als ich anfang Januar erfolgreich in mein neues Haus (ok, gehoert nicht mir)umgezogen bin habe ich das dort erichtete Caos am 6.01.00 Richtung Maputo, Mozambique verlassen. Nach angenehmer Bus/Zug/Taxi fahrt ereichten wir Maputo am Samstag morgen. Den darauf folgenden Sonntag verbrachte ich geruhsam mit Kaffee, schlafen und mentaler Aufarbeitung meiner am selbigen Tag abgelaufenen Militaerkariere. Die Leute die mich genauer kennen wissen was der 09.01.2000 fuer mich bedeutete. In dem Backpacker (eine Art Jugendherberge) trafen wir mit Leuten einer Suedafrikanischen Studenten Organisation zusammen die nach Mozambique bekommen waren um in laendlichen Gegenden eine UN gesponserte Ueberschwemmungshilfe zu leisten. Irgendwie kamen wir darauf uns dieser Gruppe anzuschliessen. Uns bot sich dadurch die Gelegenheit, Mozambique in einer ungewoehnlichen Art, zumindest im Vergleich zum normalen Urlauber zu erleben. Darauf hin verliessen wir Maputo um ca 4.00 morgens auf der Ladeflaeche eines Pic-Ups Richtung Norden. Ahnen konnte ich in diesem Moment noch nicht das ich prinzipiel die gesamte Laenge von Mozambique auf diese Art bereisen wuerde.

Nach 2 Tagen erreichten wir dann unser Ziel, Inhassoro. Alles reisen in den letzten Jahren hatte mich nicht darauf vorbereitet was eine einzelne auf dem Boden liegende Erdnuss fuer einen Wert haben koennte. Wir suchten einige Doerfer in der Umgebung von Inhassoro auf, verteilten Decken, Toepfe, Tassen, Erdnuesse und Mais...

Allerdings nicht jeder in den aufgesuchten Doerfern bekam etwas, wir hatten eine Liste mit Namen die unsere Zuwendung bekamen. Diese Liste wurde von einer Einheimischen Organisation verwaltet. Unterernaehrte Kinder, alte Muetter die sich um eine Portion Mais fast schlagen und Diebe die ich mit grossem Einsatz vertreiben musste hinterliesen unglaublich fazinierende Eindruecke. Deutlich in Erinnerung bleibt das Bild eines knienden alten Muetterleins das einzelne, von uns beim Verteilen gedankenlos verloren, Erdnuesse aus dem Sand aufsammelten und behutsam in ihr Rocktuch wickelte.

Nach einigen Tagen war unsere Arbeit dann getan und wir machten uns wieder auf dem Weg nach Norden. Diese Organisation bot uns an bis nach Beira ( ungefaehr in der Mitte von Mozambique) mitzunehmen. Dort verabschiedeten wir uns von ihnen und machten uns auf unsere Epische Reise zum Zambezi. Lora, die von Israel aus sich bei dieser Organisation beworben hatte, schloss sich unserer Reisegruppe an und so machten wir uns zu dritt auf den Weg. Die Strasse nach Caia (am Zambezi Fluss) ist nicht mal Wert Strasse genannt zu werden. Sie fuehrt durch dichten Regenwald, dessen gruen in saemtlichen Schattierungen schimmerte, durch Schlagloecher und Baeche nach Norden. 16 Leute auf der Ladeflaeche, sich krampfhaft fest klammernd um nicht bei jedem Schlagloch durch die Luft zu schleudern und neben einem der hundert ausgebrannten Zug Wagons zu landen. Eine alte Bahnlinie verlaeuft neben der Strasse. Ungelogen stehen, liegen und verrotten hunderte von ausgebrannten Wagons teils noch auf den Gleisen teils daneben. Manche nur sorglos von der Strasse gezogen. Sogar Panzer sahen wir vor sich hin Rosten. Alles Zeugen eines 30 Jahre dauernden Krieges der diesen paradiesischen Fleck Erde dauerhaft verwandelte.

Nachdem uns jeder bescheinigt hatte das wir den Zambezi in der Regenzeit nicht ueberqueren koennten geschweige denn ueberhaupt erreichen wuerden, waren wir positiv ueberrascht als wir an seinem Ufer standen und sofort ein Kanu besteigen konnten, das zur Ueberraschung einen Aussenbordmotor besass. Nach weitern 2-3 Tagen erreichten wir endlich Illa de Mozambique. Seit 1 1/2 Jahren hoffte ich diesen Ort zu besuchen. Illa ist eine Insel die durch einer Bruecke mit dem Festland verbunden ist und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Hauptstadt und wichtigster Hafen der Portugiesen in

Ost Afrika war. Trotz allem konnte man die Pracht und Herrlichkeit immer noch in den Strassen und Ruinen erahnen. Mediteraner Flair in Afrika. Hier, wo selten sich Touristen hin verirren ( Kein Wunder wenn es 5 Tage dauert bis man eine vernueftige Strasse erreicht) waren die Eindruecke eines unberuehrten Mozambique besonders stark zu spueren. Die Freundlichkeit der Menschen und die Einfachheit eines Lebens in zerfallenen Haeusern und ohne Infrastrukur des jetzt 21. Jahrhundert war ueberall deutlich zu fuehlen. Aber immerhin es war einer der 3 Orte in Mozambique an dem wir, zumindest Zeitweise, fliessendes Wasser fanden. Baden war trotz strahlend blauem Wasser und unglaublicher Hitze nicht drin. Der Strand ist offiziell die Toilette der Insel. Besonders in den Morgenstunden ist es amuesant die Einheimischen auf dem Weg zu ihrer Morgentoilette zu sehen. Reihenweise lassen sie sich Sand nieder um ihr Haeufchen zu hinterlassen. Durch die Strassen der Insel zu gehen in denen nach all diesen Jahren immernoch die Pracht alter Kolonial Herrlichkeit zu erkennen ist, bleibt eine meiner schoensten Eerinnerungen. Prachtvolle Fasaden in erblassten Farbtoenen hinter denen sich Ruinen verbirgen und Fensterrahmen durch die sich Baeume recken. Kinder die im Staub ihre simplen Spiele mit Hingabe spielen, Fischer die im Abendlicht ihre Netze erneuern und die Lebendigkeit der Maerkte.

Nachdem wir uns fuer 3 Tage umgeschaut hatten machten wir uns auf den Weg nach Pemba. Gluecklicher Weise ergatterten wir weine Fahrgelegenheit auf der Ladeflaeche eines Lasters. Es erwiess sich als das bequemste Transportmittel unserer Reise. Es liess sich angenehm liegen auf und zwischen grossen Getreidesaecken. Nach mehreren Stunden wurde uns allerdings bewusst das die Sonne Erbarmungslos auf uns nieder brannte. Zwar kuehlte der Fahrtwind, doch am Ende stiegen wir doch Krebsrot vom Laster. Die letzten paar Kilometer durften wir in einem der ueberhaupt aeusserst selten anzufindenden oeffentlichen Bussen zuruecklegen. Der zur Mittagszeit bereits angetrunkene „Schaffner“ wollte, unter seiner Annahme das Lora meine Freundin/Frau oder sonstwie in meinem Besitz befaende, sie mit einer Einheimischen tauschen. Ich dachte eigentlich dies sei ein rein arabisches Phenomaen und Lora's Gesellschaft zog ich dann doch irgendwelchen dubiosen Geschaeften vor.

Endlich angekommen hatten wir wider erwarten einen Kultur Schock. Ploetzlich in der Wildniss finden wir eine Stadt die fast auf dem Stand des 21. Jahrhunderts war. Banken, Telefone, Internet und Supermaerkte die zumindest etwas anzubieten hatten. Wenn auch unbezahlbar teuer. Wir verbrachten ein paar Tage mit tauchen, schwimmen und den angenehmen Dingen die solche „zivilisierten“ Orte anzubieten haben.

Trotz aller Unkenrufe waren wir noerdlicher als urspruenglich geplannt angekommen und so in Abenteuer Laune das wir beschlossen nicht umzukehren sondern die ultimative Herausforderung: Grenzueberquerung nach Tanzania anzugehen. Nicht einmal die unumgaengliche Backpacker Bibel, der „Lonely Planet“ konnte uns auf diesem Weg begleiten. Die hatten noerlich vom Pemba nichts in ihrem Buch zu prophezeien. Zu guter letzt waren wir nicht sonderlich erfreut von der Aussicht die strapazioese Tour in umgekehrter Richtung nochmal zu bewaeltigen. Besser man geht neue Wege, denn man weiss ja nicht was einen erwartet.

So beschlossen, traten wir eine Bootsreise in einer tratitionellen Dhow nach Illa de Ibo an. Ein weiteres Arabisch/ Portugisisches Handelszentrum. Ebenfalls alt und verfallen und mit viel Karackter, Palmen und na ja, sonst nicht viel. Das einzigste Problem: der kleine Markt auf der Insel hatte nichts als Kokusnuesse und Zwiebeln zu verkaufen. So startete unsere ca. 5 Tage andauernde Hungersnot in der wir eine Portion Reis mit Fertigsuppenpulver pro Tag zu uns nahmen. Irgendwie organisierten wir ein anderes Boot das uns nach weiter Norden bringen sollte. 5 Std wurde uns gesagt, daraus wurden 12. Ein Boot das zu viele Lecks hatte, stuermischer Seegang und ohne Nahrung machte die freundliche Ueberfahrt mehr zu einem Abenteuer. Als wir dann voellig erledigt endlich in Pengane ankamen konnten wir das paradisische Flair des kleinen Dorfes nicht richtig wuerdigen. Nach unserer obligatorischen Portion Reis krochen wir in unsere Zelte und zumindest einige von uns schliefen erschoepft durch bis 4 Uhr morgens. Diese unchristliche Uhrzeit wird dir in Mozambique zur Gewohnheit da dies die einzigste Gelegenheit zu sein scheint um ueberhaupt ein Transportmittel zu ergattern .

Ebenso waren wir am Ende unseres Geldes angekommen, wir hatten noch genau den Betrag an mozambiquischem Bargeld der uns ueber die Grenze brachte. Der Grenzuebergang war eine Lehmhuette in der Mitte des Regenwaldes. Der Rovumo Fluss, der die Grenze darstellt kann nur in Einbaeumen ueberquert werden. Als wir dann in Mtwara in Tanzania ankamen und es Samstag 12.50 war hatten wir genau 10min Zeit um eine Bank zu finden und US Dollars zu wechseln. Gluecklicherweise ist uns das dann auch gelungen. So konnten wir zumindest etwas Nahrung zu uns nehmen. Ein Tag ausruhen und dann ging es auch schon weiter mit einer alten grichischen Faehre nach Dar Es Salaam. Nie wieder werde ich diesen Teil der Reise machen. Eine total ueberfuellte Faehre und die Leute mussten sich 24 Std lang ununterbrochen uebergeben. Ich fuehlte mich 24Std lang Seekrank....... Unser erster Plan war eigentlich sofort die naechste Faehre nach Zanzibar zu nehmen aber als wir dann endlich in Dar ankamen, hatten wir nur Duschen, Essen und Schlafen im Kopf.

Als wir dann diese minderen Beduerfnisse etwas befriedigt hatten machten wir uns auf den Weg nach Zanzibar. 2. Kulturschock. Ich hatte seit ich Kapstadt verlassen hatte nicht mehr soviele Weisse gesehen. Touristen Touristen Touristen.........

Wenn ich auf herkoemmlicher Weise nach Zanzibar gekommen waere haette es mir bestimmt gefallen aber direkt vom dunkelsten Afrika in eine Touristen Falle zu dappen war mir dann doch zuviel. 4 Tage spaeter fand ich mich wieder in Dar Es Salaam und fuehlte mich um einiges Wohler. Musste mir nur noch ein Visum fuer Zambia besorgen und konnte mich dann auf 36 Std Zugfahrt freuen. Auesserst angenehm zu Reisen. Man sitzt bequem und laesst die schoene Landschaft einfach so passieren. Als wir Abends dann noch durch ein Nationalpark fuhren und wir Giraffen und Zebras und Bueffel neben der Eisenbahn herlaufen sahen war die Reise perfekt. Wir durchquerten Zambia recht schnell und verabschiedeten uns von Lora in Lusaka und stopten nur noch in Livingstone an der Grenze zu Zimbabwe. Als wir dort ankamen war die Grenze schon dicht. Kurz und gut wir dachten wir machen noch etwas wirklich touristisches und gingen Wildwasser fahren. Das war dann noch ein bisschen Adrenalin zum Ende. Den naechsten Tag verbrachten wir 31Std mit Busfahren. Wir hatten einen Bus der uns ausserhalb Johannesburg um 17.40 Uhr an einer Tankstelle rausschmiss und der Fahrer meinte das ein anderer Bus in 10 min kommt der uns nach Kapstadt bringt.

Unsere Zeitplanung war absolut perfekt und wir ereichten Kapstadt am Montag um 13.00 Uhr.

Danken moechte ich allen Leuten, gross und klein die uns auf unserer Reise begegnet sind und mit ihrer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft diese Reise gepraegt haben.

 

Danke Lora und James fuer eure vorzügliche Gesellschaft.

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 !    Capetown to Zanzibar
This is the story of a journey I have taken a few years ago. If I ever get the time to translate it into english I might do so.